Götterdämmerung in der Lombardei

Gastbeitrag

Es ist Zeit, die Zukunft im Jetzt zu reparieren, auch wenn die Trauben im Weingarten des Götterkickers mit dem mediterranen Mädchenvornamen Andrea für den heurigen Nitor auch für Besserverdienende höher hängen. Der Ballkünstler hat doch glatt eine zweite berufliche Drehscheibe nach dem Motto seiner genialen Spielanlage im zentralen Mittelfeld der „Alten Dame“ in sein Leben gezaubert. „Alte Dame“ wird der Fußballklub Juventus Turin von seinen Fans liebevoll genannt. Nicht weil die Spielanlage der  im Zebradress agierenden Ballzauberer antiquiert wäre, der Klub kann über die höchste Zahl an Meistertiteln in der italienischen Serie A stolz sein, obwohl es da noch in der Mailänder Metropole die Nerazurri und die Rossoneri gibt. Schicke Namen, die eigentlich auch den Namen einer Rebsorte tragen könnten, man sagt, dass ein guter Schluck Rotwein bei einem Fußballermenü nichts Außergewöhnliches ist. 

Abgezogen waren die Weingartenarbeiter*innen in der Coronazeit, daher auch nicht subtrahiert die Rebstöcke. Verwildert stehen sie da, ich luge mit meiner Fruchtfülle hinter dem Dschungel hervor, sollten wir gar heuer als Eiswein an die Mosel verkauft oder noch verwerflicher zu Desinfektionsmitteln vergoren werden. Die Germanen mögen ja den süßen Wein, die Österreicher ihren Sauerampfer lieber beißen, anders ginge es ja auch technisch nicht.

Nicht einmal der Meister selbst hat sich in den Tagen der pandemischen Finsternis in den Weingärten zeigen lassen, wo er wohl stecken mag? Den Friseur sucht er nicht sehr häufig auf. Vielleicht beschäftigten ihn die Zwillinge oder seine U23 Mannschaft zu sehr.

Die Straßen ruhig, nicht einmal Radfahrer klingeln Fußgänger aus dem Weg, was mag geschehen sein? Bei klarem Wetter auch keine weißen Streifen am Himmel, zur Winterstimmung fehlte nur der Frost, der uns gar nicht gut getan hätte. Die Nächte sind schon wieder kühler, weil auch klarer, der Stern im Großen Wagen als Verbindung zur Deichsel strahlt schwächer, auch am Firmament ist nicht alles wie sonst, auch wenn wir wie immer mit 464m in der Sekunde durch den Orbit rasen. 

Doch plötzlich, da kommt Andrea, wir mögen ihn, seine Eleganz, seinen Schritt, Schuhgröße 44 der linke Fußballschuh, 44 2/3 der rechte, mit dem er die Elfmeter abgezirkelt halbhoch in die rechte Ecke schießt, dem Tormann eine Chance bietend, nicht brutal einfach unter die Latte wie der Mann mit der Stahlbrust aus Madeira. Andreas Blick ist kritisch, er scheint nicht ganz zufrieden mit unserer Performance zu sein, meine Nachbarn tuscheln bereits, was uns an Reife fehlt, hat er angesetzt, die Carbonara, noch beim letzten Winterspaziergang war er voll austrainiert, die Jungs von der U23 Mannschaft verlangen ihm ja alles ab, er muss ihnen nachgehen, sie kontrollieren wie ein Vater, in welchen Lokalen werden sie sich heute Nacht herumtreiben, der Materazzi hat eine neue Verehrerin, hat er dem Oberaufseher bei der letzten Inspektion zwischen den Weinreben anvertraut.

Wie aus dem Nichts klingelt sein Telefon, er hat noch immer das alte Tastentelefon, es passt zu ihm, neben den glatzköpfigen Burschen im Team nimmt sich seine Mähne wie die von Lennon zu den besten Zeiten aus.

Pronto sono Pirlo, schreit er ins Telefon, was, ich soll die Kampfmannschaft der Alten Dame übernehmen, das wird ein Fest für den alten Herrn und er schmunzelt. 

Jetzt wird er spuren müssen, der Christiano, die Kapitänsschleife kriegt er nicht, die nehm’ ich. Nach dem ersten verschossenen Elfmeter bringe ich ihm die Blindenschleife.

Und noch etwas, mit der Werbung für die Armaniunterhosen ist es vorbei, ab jetzt hat er Werbung für meinen Nitor zu machen, die Flasche.


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