Katzengedanken: Co-ro-na Quarantäne

Gastbeitrag

Co-ro-na, co-ro-na! Ich kann das nicht wirklich gut miauen. Ich tröste mich damit, dass mein Katzenbruder das noch schlechter schafft als ich. Nur unsere Menscheneltern scheinen großen Gefallen an dem Wort zu finden, denn sie sagen das neuerdings sehr oft. Mein Bruder und ich rätseln oft, was die Eltern damit meinen. Manchmal sprechen sie das Wort aus und spannen gleich darauf ein weißes oder hellblaues Ding vor den Mund. Uje, ich miaue das Wort lieber nicht mehr. Wenn die Eltern beginnen mich zu verstehen, muss ich möglicherweise auch so ein Ding vor mein Mäulchen nehmen. Und das geht gar nicht! Ich muss allzeit bereit sein, hastig ein Leckerli zu verschlingen. Die Eltern müssen nämlich glauben, dass ich schon kurz vor dem Verhungern bin. Nein! Meine Tricks will ich da jetzt nicht verraten.

Zurück zu diesem seltsamen Wort „co-ro-na“. Mein Papa hat mir nämlich erklärt, dass er wegen diesem Wort zuhause bleiben muss. Er nennt es Home-Office. Für mich ist es das Paradies. Spätestens um 10 Uhr am Vormittag mache ich es mir auf seinem Schoß gemütlich und schlafe beim regelmäßigen Tasten-Geklicke seines Computers sofort ein. Wirklich störend sind nur immer wieder Stimmen, die aus dem auf dem Schreibtisch stehenden Bildschirm kommen. Anfangs habe ich mich so gefürchtet, dass ich rasch zum grünen Sofa gelaufen bin und mich unter der roten Decke versteckt habe. Aber Papa, mein großes Vorbild, hatte seltsamerweise keine Angst. Na ja, ich wollte auch nicht unbedingt als Angsthase abgestempelt werden, nahm allen meinen Mut zusammen und kroch unter der Decke wieder hervor, wagte einen Sprung auf den Parkettboden, setzte mich auf halbem Weg zum Schreibtisch graziös hin, blickte unbeteiligt in die Runde und schlich anschließend – so leise ich konnte – wieder zurück zu meinem Papa.

Ich schaffte es sogar relativ unbemerkt auf seinen Schoß zu springen, denn er war nur auf die Stimmen in dem blöden Kasten fixiert. „Papa, ich brauche dringend ein Leckerli!…Papa!…Hörst du nicht!…Miau!…Ich bin´s, dein Lieblingskater! Papaaaaa!…Leckerli!….Miauuu!…Dort ist der Kühlschrank!…Schnell!…Miauuuuu!…Ich verhungere!…“ Da passierte etwas völlig Unerwartetes. Aus dem feindlichen Stimmengewirr des Bildschirms konnte ich deutlich die Worte eines Menschenfreundes vernehmen: „Kann den hungrigen Kater denn niemand füttern?“ „Ja, Papa, du bist gemeint. Denn Mama kann mich nicht füttern. Die wurde nämlich im Arbeitszimmer schon erfolgreich von meinem Bruder okkupiert. Er schläft seelenruhig auf ihrem Schoß und ahnt nicht, dass Papa möglicherweise gleich aufstehen wird, um uns Leckerlis aus dem Kühlschrank zu holen.“

Ja, und dann ist es passiert. Papa ist aufgestanden und mein Bruder ist – wie von der Tarantel gestochen – aus dem Arbeitszimmer in die Küche geschossen, um sich mit mir gemeinsam unsere Leckerli-Ration zu holen. Als Papa beim Kühlschrank ankam, saßen wir schon synchron davor und blickten sehnsüchtig in Richtung des obersten Kühlschrankfaches. Und weil ich unseren Papa sehr erfolgreich sehr genervt hatte und er offensichtlich seine Ruhe haben wollte, bekamen wir die doppelte Ration. „Und!!! Bruderherz! Wo bleibt deine Dankbarkeit? Vielleicht einmal kurz abgeschleckt werden?“ Doch der dachte gar nicht daran. Er hatte sich schon wieder auf den Weg zurück zu seinem Corona-Lieblingsplätzchen auf Mamas Schoß gemacht.  


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